Geschrieben von Daniel Kähny (Teil 5)

Der Amtmann Anton Bürkle muss ein geduldiger Mann gewesen sein. Am Ende hatte er 110 Bürger von Adelhausen angehört und ihre Aussagen dokumentiert.

Doch was ist bisher geschehen?

 

Einige der Protokolle geben etwas mehr Aufschluss über das Geschehen. Gerichtsschreiber und Lehrer Motsch (mein Ur-Ur-Ur-Großvater) gibt zu Protokoll:

"Gerichtsschreiber Motsch
gibt an
Die mir vorgezeigte Unterschrift in der Vorstellung an hohes Kreisdirektorium habe ich unterschrieben ...; denn bei einer Gemeindsitzung, wobei blos der Vogt, die beiden Gerichtsmänner und Alois Haberbusch gegenwärtig waren, legte uns der Vogt die Vorstellung, die noch von niemand unterschrieben war, zur Unterschrift vor. Ich las den Anwesenden die Vorstellung vor, dann unterschrieben wir solche. Wer sie verfasst und geschrieben hat, weiß ich nicht, der Vogt sagte es mir nicht. Sie soll aber in Rheinfelden gemacht worden sein. Auch ich bestehe auf Fortführung der Beschwerde auf Kosten des unterliegenden Theils.
z.g.u. Motsch"
 
So war auch mein Vorfahre ein Unterstützer einer zweiten Wirtschaft. Aber wer, wenn nicht der Gerichtsschreiber, hat die Beschwerde ("Vorstellung") denn verfasst? Dazu gibt das Protokoll von Jakob Stüdle näher Aufschluss. Der Name Jakob Stüdle sollte 1835 bei der Rauchhühner-Abgabe in Adelhausen nochmal eine federführende Rolle spielen.
 
 
"27. Jakob Stüdle
verheirateter Bürger
gibt an:
Bei einer Gemeindsversammlung sagte mir der Vogt und das Gericht, man solle sich wegen Errichtung einer Gemeindwirtschaft bewerben, und eine Schrift fertigen lassen. Ich erbot mich die Sache zu besorgen. Ich ging nach Rheinfelden zu einem Bekannten dem s.g. Spital Meyer (näher kann ich seinen Namen nicht angeben) und sagte ihm die Sache; er sagte er wolle mir für jemand sorgen, der die Schrift fertige. Ich ging in das Kranzwirthshaus zu Rheinfelden; es komme darauf einer, ich weiss nicht, ist es ein Schreiber oder Schriftgelehrter, seinen Namen kenne ich ebenfalls nicht. Er sagte mir er wolle mir eine Schrift fertigen, denn er kenne die badischen Gesetze; und in 3 Tagen solle ich kommen und die Schrift abholen. Nach 3 Tagen um die bestimmte Zeit ging ich nach Rheinfelden in den Kranz; der nämliche kam ungerufen und besorgte mir die Schrift, welche an hohes Kreisdirektorium gerichtet und die mir vorgezeigte ist. Ich bezahlte ihm 50 Kr. und bezahlte einige Bouteillen Wein, die wir miteinander tranken. Ich ging darauf mit der Schrift heim und gab sie dem Vogt in die Hände. Später kam Ausschußm. Kähny lang zu mir ins Haus, wo ich dann der Schrift mein Kreuzzeichen beisetzte. Ich bestehe übrigens auf Fortsetzung der Sache auf Kosten des unterliegenden Theils.
n.g.u. X Zeichen des Jakob Stüdle"
 
Jakob Stüdle war wahrscheinlich ein gewiefter Mann, konnte aber nicht schreiben, was in dieser Zeit öfters vorkam. Das Schreiben wurde also im Ausland, dem heutigen Rheinfelden/Schweiz gefertigt. In der damaligen Zeit war es durchaus üblich offizielle Schreiben gegen Bezahlung anfertigen zu lassen.
 
Postkarte aus Rheinfelden-Schweiz (Anfang 20. Jhdt); Die Kranzwirtschaft ist links beim Tor. Quelle: Sammlung von Rudolf Hofer
 
Andere direkte Vorfahren von mir wie z.B. Joseph Kähny waren auch Befürworter, die Protokolle aber eher im Sinne "ich habe halt unterschrieben, weil ich es gut finde".
 
Die Hauptprotagonisten wie Vogt Kuder, Gerichtsmann Kähni und  Kähny lang wurden für den 10. Januar 1832 ins Amt Schopfheim citiert (einbestellt).