Geschrieben von Daniel Kähny

Vor 100 Jahren im Jahr 1923 wurde in Deutschland das Geld von Sparern innerhalb eines Jahres fast vollständig vernichtet. Die Hyperinflation hatte zugeschlagen. Näheres über die Geschichte der Inflation erfahren sie unter diesem Link.

Geldschein aus der Inflationszeit von 1923. Hermann Kuder, Copyright Daniel Kähny

Zu diesem Thema ist uns ein kleines Zeitzeugnis von der Familie Kuder in die Hände gefallen. Adolf Kuder, der Vater von Onkel Hermann, wohnte in Rheinfelden bei seiner Tochter. Im August 1923 gab er eine Zeitungsanonce für eine Öhmdgroßversteigerung im Oberbadischen Volksblatt auf und erhielt dann prompt die Rechnung per Post.

Umschlag einer Rechnung an Adolf Kuder in der Inflationszeit 1923;  Hermann Kuder, Copyright Daniel Kähny

Alleine das Porto für den Brief betrug 20000 Mark und wurde bar freigemacht. Inhalt des Briefes war diese Rechnung:

Rechnung der Oberbadischen Volkszeitung über eine Anzeige 1923, Hermann Kuder, Copyright Daniel Kähny

Die Anzeige kostete doch die unglaubliche Summe von 1 Million Mark plus 20 Tausend Mark Porto. Der Vermerk auf der Rechnung war sehr deutlich: Sofort zahlbar! Online Banking gab es zu dieser Zeit nicht. Deshalb ist wahrscheinlich am 29.8. (2 Tage später) jemand zur Zeitung und hat den Betrag bar bezahlt. Er erhielt dafür folgende Quittung:

  Quittung über eine Anzeige im Oberbadischen Volksblatt währen der Inflationszeit 1923,Hermann Kuder, Copyright Daniel Kähny

Die Betrag auf der Quittung lautete 4 Millionen und 200 Tausend Mark (auf der Quittung fehlt sehr wahrscheinlich eine Null), das vierfache der Rechnung. In dieser Zeit der Hyperinflation halbierte sich die Kaufkraft innerhalb kürzester Zeit. Wieviele Millionen oder Milliarden Mark die Öhmdversteigerung eingebracht hat konnten wir leider nicht herausfinden.

Aus dieser Zeit haben wir auch sehr viele Geldscheine, in der Summe wahrscheinlich mehere Trilliarden Mark. Allerdings haben diese, ausser einem ideelen Wert, nur Sammlerwert.

Der Verfall der Währung lässt sich auch sehr schön an den Änderungen beim Briefporto ablesen. Ein 20g Brief im Ortsverkehr kostete am 1.8.1923 400 Mark, 24.8.1923 8 Tausend Mark, 1.9.1923 30 Tausend Mark usw. bis es am 1.12.1923 50 Milliarden Mark waren. Das war auch eine Herausforderung für den Druck von Briefmarken zur Frankierung. Ein paar Stücke aus meiner Sammlung sind im folgenden Bild gezeigt.

Im Dezember 1923 hatte der Spuk dann ein Ende und die Barvermögen waren (fast) wertlos. Die neue Rentenmark entsprach 1 Billion Papiermark. Das Porto für einen 20g Ortsbrief betrug jetzt 5 Pf.

Quellen:

Michel Deutschland-Spezial 2022; Band 1; Schwaneberger Verlag; ISBN 978-3-95402-401-8