Geschrieben von Max Schlenker (Teil 7)

Mittlerweile scheint der Adlerwirt kalte Füße zu bekommen: Die Verhandlungen mit dem Bezirksamt ziehen sich hin und die Adelhuser bestehen auf ihre Forderungen. Die bisherigen Ereignisse könnt ihr hier nachlesen:

 
 
Bei der Vorladung nach Schopfheim hatte er keine Aussage gemacht. Er wolle sich schriftlich äußern. Also richtet der Adlerwirt nun ein fünfseitiges Schreiben vom 28. Januar 1832 an das Bezirksamt, um die Beamten doch noch von seiner Position zu überzeugen. 

In seiner typisch hochgestochenen Art beginnt der Adlerwirt sein Schreiben: „[Ich] nehme mir die Freiheit, wohllöblichem Bezirksamt eine Gegenerklärung einzureichen.“ - gefragt hatte ihn offensichtlich niemand. In mehreren Punkten versucht er das Bezirksamt nun ein weiteres Mal davon zu überzeugen, das Eröffnen einer zweiten Wirtschaft zu untersagen. 
 
So sei „kein Bedürfnisse vorhanden, eine zweite Wirthschaft zu errichten, denn außer meiner Wirthschaft befinden sich eine Viertel Stunde von hier noch drey Wirthschaften in Meiseln und Eichsel und ist dadurch denjenigen, welche sich etwa in Adelhausen nicht satt trinken können, Gelegenheit hiezu noch genug bereitet.“ Ferner habe „die Sammlung der Unterschriften gezeigt, daß bei weitem nicht alle (…) die Errichtung einer Gemeindewirthschaft wünschen.“ Außerdem argumentiert er, dass viele der Unterschriften gar nicht zählen dürften, da viele Unterzeichner gar nicht gewusst hätten, für was sie genau unterschrieben haben - natürlich ignoriert der Adlerwirt dabei, dass der überwiegende Teil der Unterzeichner bei der Anhörung sich dennoch für eine zweite Wirtschaft ausgesprochen hatten, auch wenn sie den Inhalt des Schreibens nicht gekannt hatten. Und schließlich behauptet der Adlerwirt, dass er seine Wirtschaft ohnehin vergrößern wolle, damit sie sich „mit jeder anderen in der Umgegend messen kann.“ Damit kommt er zu dem Ergebnis, dass die Errichtung einer zweiten Wirtschaft in Adelhausen „verderblich, unnöthig und nicht einmal im Interesse des Publikums gewesen sey.
 
Es ist bemerkenswert - und das macht noch einmal deutlich, wie aufgeladen die Lage ist -, dass der Adlerwirt auf das entscheidende Argument, das gegen die Errichtung einer zweiten Wirtschaft spricht, nicht eingeht: Das „Stimmensammeln“ ist im Amt Schopfheim verboten. Die Adelhuser hatten also von vornherein eine Art Formfehler begangen. Die Bezirksbeamten hatten darauf bereits hingewiesen. Da der Adlerwirt mit solcher Bürokratie aber scheinbar nichts anfangen kann, bringt er lieber jene Argumente, die ihn auch persönlich berühren. Ob seine Intervention Erfolg hat, erfahren wir dann im letzten Teil.