Geschrieben von Daniel Kähny

Meinen Opa Karl Friedrich Wilhelm Kähny kannte kaum jemand unter seinem richtigen Namen. Bekannt war er nur unter "Fritz", genauer: "Motsche Fritz". Warum das? Die Frage hat zwei Antworten. Er hatte mir einmal erzählt, dass es immer Verwechslungen mit Karl Friedrich Kähny gab. Daraufhin nannte man ihn irgendwann "Fritz". Aber warum Motsch? Das lag am Ort, dem Chaigelplatz, wo er aufgewachsen war. Wir werfen einen Blick zurück in die Familiengeschichte.

Um 1800 kam Lehrer Johann Baptist Motsch (*1.6.1779 in Mambach,  † 20.12.1841) nach Adelhausen, um seine neue LehrersteIle anzutreten. Er war der erste Lehrer in Adelhausen. Vorher mussten die Adelhauser Kinder die Schule in Eichsel besuchen. Das erste Schulhaus in Adelhausen befand sich in einem alten Bauernhaus, wo heute das Anwesen Alfons Rütschle in der Rheintalstraße 34 steht. Es ist 1825 abgebrannt.

Der Junggeselle auf der angesehenen Lehrerstelle schien bei den Frauen begehrt. 1805 heiratete er Mechtund Gerwig  (*10.7.1783  † 26.3.1863). Mechtund entstammte dem alten Adelhauser Geschlecht Gerwig, das schon bei den ersten schriftlichen Aufzeichnungen 1692 in im Ort ansässig war.

Die Familie hatte zwölf Kinder. Lehrer Motsch betrieb nebenbei Landwirtschaft, um die große Familie ernähren zu können. Außerdem war er bei der Gemeinde als Schreiber - quasi heute ein Finanzverwalter - tätig. Er hatte also viel zu tun. In seinen Klassen unterrichtete er teilweise über 100 Schüler - heute kaum noch vorstellbar.
Anfang 1841 beantragte Lehrer Motsch seinen Ruhestand beim Pfarramt in Eichsel. Ob diesem Antrag stattgegeben wurde, ist nicht bekannt. Er starb schon im Dezember 1841.

Sein Sohn Fridolin (*1810  † 1875) übernahm das Anwesen von seinem Vater und heiratete 1843 Mechtunda Baumgartner aus Eichsel (*1821  † 1897). Die Landwirtschaft betrieb er weiter.

Fridolins Sohn Heinrich Motsch (*1844  † 1930) heiratete 1876 Albertina Kuder (*1849  † 1910) aus Adelhausen. Heinrich führte den landwirtschaftlichen Betrieb weiter. Aus dieser Zeit stammt ein Foto, dass zeigt, dass sie ihr Haus schon ausgebaut hatten.

Den beiden hatte zwei Töchter, Lina (*1877) und Katharina (*1879  † 1944). Lina heiratete 1903 den Kaufmann Eduard Kähny in Adelhausen und Katharina 1906 dessen Bruder Rudolf Kähny. Der Vater der beiden Kähny war Heinrich Kähny, Bürgermeister in Adelhausen von 1890-1900, Gründer des Musikvereines Adelhausen und der Käsereigenossenschaft Adelhausen. Ein weiterer Sohn von Heinrich Kähny, auch Heinrich (*1888  † 1973) schrieb 1920/21 eine interessante Doktorarbeit über die drei Dinkelbergdörfer Adelhausen, EichseI und Minseln.

Wie damals üblich, nahmen die Frauen den Namen ihres Mannes an. Und so verschwindet in dieser Linie plötzlich der Name Motsch. Rudolf Kähny (*1877  † 1953) führte dennoch die Landwirtschaft seines Schwiegervaters Heinrich Motsch weiter. 1928-1937 war er sogar Bürgermeister in Adelhausen. Trotz der Nationalsozialisten konnte er seinen Posten bis 1937 halten. Ob er freiwillig schließlich den Posten räumte oder enthoben wurde, ist nicht bekannt.

Der nächste in der Reihe der Hausbewohner war schließlich unser Karl Friedrich Wilhelm Kähny, genannt Fritz. Der "Motsche Fritz" ist 1907 geboren und 1982 verstorben. Er heiratete 1933 Helene Baumgartner aus Adelhausen  (*1912, † 21.01.2004).

Opa Fritz und ich 1963