Geschrieben von Daniel Kähny
Wenn ich heute jemanden fragen würde, was ein Rauchhuhn ist, wäre die Antwort wahrscheinlich irgendwo im Umfeld der Kochkunst angesiedelt. Im weitesten Sinne ist das nicht mal so falsch. Die wenigsten würden den Begriff aber mit Steuern und dem "Finanzamt" in Verbindung bringen. Die Rauchhuhnabgabe war eine Steuer bzw. Abgabe. Was es genau damit zu tun hat, erfahrt ihr im Folgenden
Das Rauchhuhn ist benannt nach dem Rauch bzw. der Feuerstätte. Eine jährlich wiederkehrende Abgabe öffentlich-rechtlicher Natur waren die Rauchhühner. Sie wurden von jedem Rauch bzw.Herd, d.h. von jeder selbständigen Haushaltung erhoben. In früheren Jahrhunderten wurden die Rauchhühner "in natura" geliefert und später stattdessen als Geldäquivalent bezahlt. Die Adelhausener mussten diese Abgabe nach Anschluss an die Markgrafschaft an die Domänenverwaltung in Säckingen bezahlen. Diese war für die Eintreibung von Steuern und Zehnten im Oberrheinkreis zuständig. Mit der Reform der Gesetze in den Jahren 1830 bis 1840 wurden viele "althergebrachte" Abgaben aufgehoben. Davon wird in diesem Schreiben der Großherzogl. Badischen Regierung des Ober-Rhein Kreises berichtet.
"Erlaß des Großherzoglichen Finanz Ministeriums vom 25. d. M. No. 1478 womit die von Jacob Stüdle und Consorten von Adelhausen zur Domänenverwaltung Säckingen seither entrichtete Rauchhühnerabgabe in folgenden Gesetzen vom 14. Mai 1825 von Martini 1835 an für aufgehoben erklärt werde. ..."
Mit "Consorten" war wohl der Rest der Adelhauser gemeint. Der Erlass vom 14. März ging zunächst nach Schopfheim und von dort aus am 21. März "an den Bürgermeister in Adelhausen zur Eröffnung und Wiedereinsendung". Der damalige Bürgermeister Melchior Sutter berichtete seiner Gemeinde am 10. April davon und sandte das Schreiben mit seinem Vermerk zurück. Nur deshalb ist es wahrscheinlich erhalten geblieben. Da die Obrigkeit ja immer Geld brauchte, sind wahrscheinlich dafür andere Steuern eingeführt worden. Das ist aber reine Spekulation meinerseits. Jacob Stüdle selbst war nicht in Adelhausen geboren, sondern stammte aus der Schweiz. Er war Ziegler und heiratete 1788 eine Adelhauserin. Im Unterdorf betrieb er eine Ziegelhütte, vermutlich im Anwesen "Rütschle" in der Juchstraße.
In diesem Zeitraum bis zur Revolution gibt es noch weitere dokumentierte Aufhebungen von Abgaben und Zehnten an verschiedenste Institutionen. Die Leibeigenschaft hatte so langsam ausgedient.