Vorwort von Daniel Kähny
Heute beginnt das neue Kirchenjahr mit dem ersten Advent. Bei einem Glockenkonzert an der Stadtkirche St. Stefan in Karlsruhe haben wir diese "eingeläutet". Hier wurden mit den zwölf Kirchenglocken verschiedene Motive geläutet. Eine Kostprobe des Motivs "Hochfest" findet ihr hier. Wir wünschen allen Lesern eine besinnliche Adventszeit.
Nächste Woche sollen die Temperaturen auch Richtung Gefrierpunkt gehen und vielleicht auf den Höhen des Dinkelberges etwas Schnee bringen. Zu dieser adventlich und winterlichen Stimmung passt ein Gedicht von Onkel Fritz Kuder (geb. 1897 / gest. 1983) mit dem Titel "Winterliche Welt". Es wurde vor 55 Jahren am 13. Januar 1967 im Markgräfler Tagblatt veröffentlicht.
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Winterliche Welt
Von Fritz Kuder, Dülken/Adelhausen
Neu ist erwacht die winterliche Welt,
ein weißes Linnen deckt das graue Feld,
und Flocken wirbeln durch die Räume,
schneebehangen sind die Bäume.
Zu den Wiesen an den Hängen
hungrig sich die Rehe drängen.
Scharrend lösen sie den Schnee
über Gräsern und dem Klee.
Auch die Vögel leiden Not,
gar zu spärlich ist ihr Brot.
ungestört auf altem Baum
dost der Uhu seinen Traum.
Garrulus rufet aus dem Wald,
daß es in aller Ohren schallt.
Als Vogelwarner krächzt er laut,
wenn ein Räuber aufgetaucht.
Der Dachs, Herr Grimbart, schnupperschlau,
hält Winterschlaf im Wurzelbau.
Reinecke Fuchs kennt keine Not,
Ritsch-ratsch -schon sind zwei Hühner tot..
Das Eichhörnchen, flink und geschwind,
ist ein Winter- Wirtschaftswunderkind.
Kennt nicht der Tierwelt Nahrungssorgen,
hat vorgesesorgt für heut' und morgen.
Langohr Lampe, meist im freien,
läßt sich einfach überschneien,
um bitt'rer Kälte zu entgeh'n.
Wird er den Winter übersteh'n?
Atmen muß der schlaue Recke,
sein Hauch durchschmilzt die weiße Decke.
Ein gelblich Loch zeigt nun sein Haus,
entdeckt's der Wilddieb, dann ist's aus.
Die Kinder auf den Rodelbahnen,
frohgemut zu Tale fahren.
Es freuen sich am Kindertreiben
Oma und Opa hinter Fensterscheiben.
Wo noch eine "Chunscht" im Haus,
ist der Winter ohne Graus.
Es läßt sich herrlich plaudern dort
von Politik, vom Heimatort.
Die Bäurin holt Zwirn und Faden
und bessert aus so manchen Schaden
an Männersocken, Bubenhosen
an Kinderwäsch' und Bauerntschoben.
Das Glück des einen ist des andern Not,
des einen Mangel ist des andern Brot.
So ist's und wird wohl stets so bleiben,
ob Lenz, ob Herbst, ob Flockentreiben.