Geschrieben von Daniel Kähny

Korrektur 21.11.2021: Liste der Vögte (Vogt Kuder)

Im Rathaus von Adelhausen hängt eine Tafel, die "alle" Bürgermeister von Adelhausen zeigt. Als erster Bürgermeister ist dort Jakob Hohler für den Zeitraum von 1844 bis 1876 angegeben. Diese Daten für die Bürgermeister im 19. Jahrhundert haben mich etwas stutzig gemacht. Eine Recherche in den öffentlichen Anzeigen des Großherzogtum Badens zeigt, dass diese Daten nicht ganz richtig und unvollständig sind. 

 

Oberer Teil der Bürgermeistertafel im Rathaus Adelhausen

Mit der Eingliederung der rechtsrheinischen vorderösterreichischen Gebiete in das Großherzogtum Baden änderten sich auch die Verwaltungsstrukturen. Ab 1809 wurde in Baden eine neue Gemeindeverfassung eingeführt. An der Spitze der Gemeinden stand ein gewählter Vogt oder Bürgermeister. 1831 wurden vom Landtag die neuen Gemeindegesetze verabschiedet. Damit erhielten die Gemeinden eine gewisse Selbstverwaltung. Die Verwaltung der Gemeinde erfolgte durch den Gemeinderat aus Bürgermeister und mindestens 3, maximal 15 Gemeinderäten. Der Gemeinderat wurde von der Gemeinde für 6 Jahre gewählt. Zusätzlich musste noch ein Bürgerausschuss mit mindestens derselben Anzahl von Mitgliedern wie der Gemeinderat gewählt werden. In diesem Rahmen wurde auch die Position des Gemeinderechners und Ratsschreiber eingeführt.

Bis zur Einführung der Gemeindegesetze 1832 war Adelhausen eine Vogtei mit einem Vogt. Melchior Sutter war der vorletzte Vogt, erwähnt bei dem großen Brand im Hinterdorf und führend beim Kauf einer Feuerwehrspritze 1825.

Unterschrift Vogt Sutters aus den Unterlagen zum Kauf einer Feuerwehrspritze 1825 aus dem Archiv des Rathauses Adelhausen

Auf ihn folgte Vogt Kuder, der das Amt bis 1832 inne hatte.

Ausschnitt aus dem "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den Oberrhein-Kreis" vom 14.09.1835

Das Amt des Bürgermeisters übernahm 1832 wiederum Melchior Sutter. Ob eine Wahl stattgefunden hat, lässt sich nicht belegen. Er wurde  am 23.02.1781 geboren und starb am 05.05.1855. Sein Name mit dem Titel Bürgermeister taucht offiziell zum ersten Mal im Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den Oberrhein-Kreis vom 26.09.1835 auf. Somit ist Melchior Sutter der erste Bürgermeister von Adelhausen. Sein einziger Sohn Xaver ist 1853 mit der ganzen Familie in die USA ausgewandert, sodass es keine direkten Nachfahren in Adelhausen gibt.

Beim zweiten Bürgermeister handelt es sich um Anton Baumgartner. Er war von Beruf Maurer und wurde am 15.07.1794 geboren. Er starb am 18.05.1874. Seine Wahl wurde im Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den Oberrhein-Kreis vom 24.11.1838 bestätigt.

Ausschnitt aus dem Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den Oberrhein-Kreis vom 24.11.1838

Erst nach der Amtszeit von Anton Baumgartner wurde Jakob Hohler, mein Ur-Ur-Ur-Großvater zum dritten Bürgermeister von Adelhausen gewählt. Seine Wahl wurde im Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den Oberrhein-Kreis vom 20.11.1844 bestätigt.

Ausschnitt aus dem Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den Oberrhein-Kreis vom 20.11.1844

Jakob Hohler, geb. am 30.10.1808, gest. am 29.01.1888 (Bürgermeister 1844-1848)

Die Tafel in Adelhausen zeigt ihn als ersten Bürgermeister von Adelhausen, effektiv ist er der dritte. Das Ende der Amtszeit von Jakob Hohler war unfreiwillig. Durch die Unterstützung der Aufstände 1848/49 (Revolution in Adelhausen), insbesondere des Struve-Aufstandes, wurde er 1848/49 abgesetzt und verhaftet. Damit endete seine Amtszeit bereits Ende der vierziger Jahre und nicht erst 1876.

Sein Nachfolger wurde Fridolin Haberbusch. Eine Bestätigung seiner ersten Wahl konnte im Anzeige-Blatt für den Oberrhein-Kreis nicht gefunden werden. 1855 findet man eine erste Erwähnung seines Namens als Bürgermeister. Seine Wiederwahl wurde am 27. März 1861 bestätigt.

Ausschnitt aus dem Großherzoglich Badischen Allgemeinen Anzeige-Blatt  vom 03.04.1861

 

Fridolin Haberbusch, geb. am 23.03.1822, gest. am 02.10.1895 (Bürgermeister 1849-1878)

Von den weiteren Bürgermeistern berichten wir in einem neuen Artikel.

Quellen:

Archiv der Gemeinde Adelhausen