Geschrieben von Max Schlenker
Feldpost hört sich spannend an - ist in der Regel aber ziemlich belanglos. Wer Nachrichten über tobende Schlachten und den Frontverlauf erwartet, der wird enttäuscht. Die Feldpost unterliegt einer strengen Zensur, die unter den Soldaten bekannt ist. Und so schreiben die Soldaten eben eher über Belanglosigkeiten, wie das Essen, die Landschaft oder das Wetter. Dennoch hat es in den letzten Kriegsmonaten Feldpost nach Adelhausen geschafft, die dann doch den ein oder anderen interessanten Aspekt offenbart.
Im November 1944 stirbt Rudolf Kähnys Frau "Kätherle". Das bekommt auch dessen Neffe Fritz an der Ostfront mit (seinen ungefähren Einsatzort konnten wir über die Feldpostnummer ermitteln). Fritz schreibt am 28. November 1944 seinem Onkel, drückt sein Bedauern aus und erzählt von seinen Erinnerungen an Tante Kätherle.
In der zweiten Hälfte des Briefs geht Fritz dann auf etwas ein, bei dem die Zensoren wohl ein Auge zugedrückt hatten oder genau wussten, dass das, was Fritz schreibt, ohnehin längst bekannt ist. Er schreibt:
"Der Krieg nähert sich, schneller als gedacht, der Heimat. Du wirst schon aus dem oberen Elsass den Schlachtenlärm vernehmen können. (...) Sollte dieses Mal denn wieder das Schicksal gegen uns sein und damit die Arbeit, die Opfer, sollten die tausende von Kameraden wieder umsonst gestorben sein? Ich kann und will es nicht glauben!"
Fritz wählt seine Worte weise, denn der Brief soll schließlich die Heimat erreichen. Aber auch an der Ostfront, wo die Soldaten fast fluchtartig vor der Roten Armee zurückweichen, weiß man scheinbar ganz genau, wie es an der Westfront steht. Und Fritz geht sogar davon aus, dass man das in der Heimat auch weiß. Der Krieg ist längst nicht mehr zu gewinnen - das ist also allgemein schon bekannt. Dennoch spricht aus Fritz auch ein Mann, der sich die Niederlage scheinbar immer noch nicht eingestehen kann - ob aus tiefer Überzeugung oder damit der Brief an den Zensoren vorbeikommt, wir werden es nie erfahren.