Geschrieben von Max Schlenker
Im September 1848 kommt es im "Adler" zu einer wilden Prügelei. Soweit ist das nichts Ungewöhnliches im Adelhausener Wirtshaus, in dem gerne einmal zu viel getrunken wird. Doch dieses Mal geht es um die Verteidigung politischer Ansichten - und Bürgermeister Jakob Hohler mischt dabei handgreiflich mit.
Nach der Februarrevolution in Frankreich 1848 mit der Ausrufung der Zweiten Republik springt der revolutionäre Funke auf das gesamte Deutsche Reich über, zunächst auf Baden. Die revolutionären Triebe sind hier radikal demokratisch, etwa mit dem Zug Friedrich Heckers im April, der die Monarchie in Baden stürzen will. Der Heckerzug wird zwar niedergeschlagen, aber am 21. September 1848 ruft ein ehemaliger Mitstreiter Heckers, Gustav Struve, vom Lörracher Rathaus die "Deutsche Republik" aus. Und Anhänger findet Struve auch auf dem Dinkelberg.
Der Adelhausener Bürgermeister Jakob Hohler stellt sich offen auf die Seite der Revolutionäre und mit ihm eine ganze Reihe von Adelhauser Bürger. Die Staatsvertreter sind entzürnt und vom Bezirksamt Schopfheim geht der Erlass aus, dass Hohler die Umtriebe unterlassen und den Aufständischen die Unterstützung verweigern solle. Ein Bote überbringt die Nachricht, doch wird von Hohler zunächst versetzt. Er wartet daraufhin im "Adler" und endlich treffen Hohler und ein Gemeinderat ein. Als der Bote den Erlass vorliest, will Hohler ihn aus dem Wirtshaus werfen lassen. Der Bote verlangt aber noch die Bescheinigung des Erlasses - der Gemeinderat versteht das als Affront und es kommt zur Prügelei.
Während Gustav Struve schon wenige Tage nach der Ausrufung der Republik in Wehr verhaftet wird, kostet die Episode im "Adler" und die Unterstützung der Revolutionäre auch unserem Bürgermeister Hohler seine Stelle. Er wird von seinem Posten enthoben und inhaftiert.
Struve und Hohler stehen so sinnbildlich für die gescheiterte Revolution 1848/49 in ganz Deutschland.