Geschrieben von Max Schlenker nach Aufzeichnungen von Adolf Kähny
Eine kleine Geschichte Adelhausens (Teil 1)
Der Romantiker kommt in der Gegend um Adelhausen zweifellos auf seine Kosten: In den Anhöhen rund um den Ort hat man bei schönem Wetter eine herrliche Rundsicht in den Schwarzwald, Hotzenwald, in die Vogesen und manchmal sogar bis in die Schweizer Alpenkette vom Säntis im Osten bis ins Berner Oberland im Westen. Doch unsere Gegend sah nicht immer so aus. Im Gegenteil: Unsere Vorfahren lebten hier in einem sumpfigen Moorgebiet, das sogar die Römer gemieden haben. Wir blicken zurück.
Die erste bis jetzt bekannte Besiedlung nahe unserer Gemarkungsgrenze stammt aus der Eisenzeit. Es ist die Viereckschanze im Brombacher Wald, etwa aus der Zeit 450 v. Chr. Die Kelten leben in unserer Region, konkret sind es die Rauraker, ein Teilstamm der Kelten.
Im 1. Jahrhundert v. Chr. dehnen die Römer ihre Macht bis an den Rhein aus. Doch den sumpfigen Oberrhein übertreten sie vorerst nicht weiter. Aber das ändert sich bald: Germanische Stämme fallen immer wieder über die nahe am Rhein gelegenen römischen Siedlungen her. Die Römer erschließen die Gegend im 1. Jahrhundert also doch weiter, bauen Wege, legen Höfe an (villa rustica) und richten ein Verteidigungssystem ein - den Limes. Sie betreiben Acker- und Obstbau, Viehzucht und Handel. Die Region blüht auf. Aus dieser Zeit stammen Funde, die im Gewann Heidengräber unterhalb Adelhausens gemacht wurden. Im frühen 19. Jahrhundert wurden hier alemannische Kistengräber mit Waffen und Schmuckstücken aus Gold gefunden. Beim Mägdebrunnen am unteren Kirchweg nach Eichsel wurde sogar ein größeres Stück aus "terra sigillate" (lat. = gesiegelte Erde, tönernes römisches Gebrauchsgeschirr), das mit Weinranken verziert, einen Faun zeigt und weitere kleinere Teile aus "terra nigra" (grober rötlicher Ton) gefunden. Teile dieser Funde befinden sich im Landesdenkmalamt in Freiburg. Aus dieser Zeit stammt auch die vor wenigen Jahren ausgegrabene "villa rustica" oberhalb Brombachs.
Um 250 erscheinen die Alemannen am Oberrhein. Sie übertreten den Limes und überfallen Augusta Rauracorum (Kaiser Augst). Die Einfälle nehmen in den kommenden Jahren zu, der wohl bekannteste stammt aus dem Jahr 454 - die Alemannen überschreiten endgültig den Rhein und drängen die Römer nach Süden ab. Es ist der Anfang vom Ende des weströmischen Reichs. Am Rhein werden sich nun andere Herrschaften ausbreiten, etwa das fränkische Großreich um 600. Unter den Franken beginnt die Christianisierung unserer Region. St. Gallus und der hl. Fridolin sind die ersten Glaubensboten, die unter dem Schutz der fränkischen Könige den Alemannen den christlichen Glauben beibringen.
In diese Zeit dürfte auch das Auftreten der "Eichsler Jungfrauen" fallen, die für unsere engere Heimat von großer Bedeutung sein werden. So heißt es in der Eichsler Heiligenlegende: "Also in dem sie den Rhein überquert, gingen sie durch unzulängliches Gebiet, unkundig der Wege und ohne Kenntnis der Menschen und Sprache gelangten sie zu einer Berggegend und erreichten ein gewisses Dorf mit Namen Roppersweiler. Da sie von vornehmer Abstammung waren, wurden sie von den Bewohnern freundlich aufgenommen. Nach ihrem Tode wurden sie in Eichsel begraben."
Im Jahr 1057 überträgt Kaiserin Agnes das Reichslehen der Herrschaft Rheinfelden mit der Veste auf dem Stein dem Burggrafen Rudolf von Rheinfelden. Ob sich Rudolf tatsächlich um seine kleinen Besitzungen in unserer Region gekümmert hat, wissen wir nicht. Denn Rudolf ist Teil der großen Reichsgeschichte: Er ist gleichfalls Herzog von Schwaben und gehört 1077 einer Opposition gegen Kaiser Heinrich IV. an. Rudolf wird zum Gegenkönig gewählt, doch er fällt in der entscheidenden Schlacht von Hohenmölsen 1080. Nach dem frühen Tod seines ledigen Sohns Berthold geht seine Herrschaft auf die Zähringer über.
Mit einem fast unscheinbaren Vorgang endet dieser erste Abschnitt in der Geschichte Adelhausens, doch er ist für die Ortsgeschichte wegweisend: 1192 schenken die Brüder Konradus, Albert, Heinrich Burkardus und Rudolf von Adelhusen der Kirche in Eichsel zwei Juchard Land zu Ehren des hl. Gallus und der drei Jungfrauen von Eichsel zur Erlösung ihrer Blutsverwandten. Es ist der älteste schriftliche Hinweis auf das Dorf Adelhausen.